Am 16. September lauschten über 50 Zuhörende einer Lesung aus den Werken des jüdischen Schriftstellers Michel Bergmann. Sieben Mitglieder des Literaturkreises “ Literatur im Siebengebirge e.V. (LiS)“ und des Vereins „Jüdische Vergangenheit und Gegenwart in Bad Honnef“ (JVGH) hatten eine ausführliche Werkschau vorbereitet. Der Sohn jüdischer Flüchtlinge wurde 1945 im Internierungslager Riehen bei Basel geboren und veröffentlichte erst im Alter von 65 Jahren seinen ersten Roman „Die Teilacher“. Der vorwiegend in Frankfurt am Main lebende Autor war eigentlich bekannt als freier Journalist, Regisseur und vor allem Drehbuchschreiber für Film und Fernsehen. Auf Einladung der beiden Vereine sollte im März 2025 mit ihm eine Lesung zu seinem 2023 erschienen Buch „Mameleben oder das gestohlene Glück“ stattfinden. Die Lesung musste wegen Erkrankung abgesagt werden und am 15. Juni 2025 starb er.
Ein trauriger Anlass, aber dennoch kein trauriger Abend, denn die Werke Michel Bergmanns sind trotz ernster Themen durchweg humorvoll. Schon sein erstes Werk wurde ein großer Erfolg. Danach folgten vier lustige und spannende Krimis mit dem Obertitel „Der Rabbi und der Kommissar“. Der letzte ist posthum vor einer Woche erschienen. Was die Bücher für die Leser und Leserinnen so interessant macht, ist, dass sie mit Ausnahme der Rabbi-Romane allesamt autobiografisch geprägt sind. Er schildert das jüdische Leben im Nachkriegs-Deutschland. Hin und wieder flechtet er Jiddisch ein. Auch das jiddische Glossar am Ende des Romans „Mameleben“ zeugt davon, das viele jiddische Begriffe Eingang in die deutsche Umgangssprache gefunden haben, wie zum Beispiel Schlamassel, Tinnef, Mischpoche, Schnorrer und zocken. Dies Buch ist sein persönlichstes Buch. Obwohl es vordergründig um eine komplizierte Mutter-Sohn-Geschichte geht, können vor allen Dingen Nachkriegskinder viele Gemeinsamkeiten erkennen. Die Kriegserfahrungen der Eltern haben auch deren Erziehung mit bestimmt. Die Zuhörer und Zuhörerinnen waren sich einig, dass diese Lesung kurz vor dem jüdischen Neujahrsfest Rosch-ha-Schana am 23. und 24. September eine wunderbare Würdigung dieses vielseitigen Autors war.

